Das sind wir, das wollen wir - WVV Gernsheim

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Wir über uns

Wo ich lebe, kaufe ich ein

 
Die Geschichte der Wirtschafts- und Verkehrsvereinigung
Von Hans-Josef Becker

"Zweck der Vereinigung ist die Wahrung und Förderung aller im Interesse von Verkehr, Industrie, Handwerk, Handel und freier Berufe liegenden Fragen sowie die Förderung und Pflege eines freundschaftlichen Verhältnisses seiner Mitglieder." Diese Aufgabenbeschreibung findet sich in der Satzung der Wirtschafts- und Verkehrsvereinigung (WW), die - noch unter dem Namen Gewerbeverein - für den 2. April 1950 zur ersten Generalversammlung nach der kriegsbedingten Neugründung eingeladen hatte. Angestoßen worden war die Neubildung auch durch das Rheinische Fischerfest, das zu einer Aussprache hinsichtlich der Gewerbeschau gebeten hatte.

Kaum ins Leben gerufen, legen die Verantwortlichen los: Mit Genugtuung registrieren sie, dass der Gemeinderat die Einführung eines Stadt-Hausierer-Scheines beschlossen hat.

Noch 1950 fordert der Verein Maßnahmen gegen die Schwarzarbeit, nämlich zum Schutze der steuerzahlenden Gewerbetreibenden "alle Fälle dieser Art schärfstens zu verfolgen". Eine Initiative "Gernsheim muss schöner werden" schließt sich an. Vorschläge drehen sich um Beleuchtung, Stadtfunk, Verbot des Ausschüttens von Spülwasser aus dem ersten Stock, städtische Müllabfuhr.

Zur Ergründung der Wurzeln der WW ist ein weiterer Ausflug in die Geschichte erforderlich: Am 24. Juni 1905 gibt sich der am 7. Juni gegründete Gernsheimer Verschönerungsverein seine Statuten. Dessen Zweck war, "durch Errichtung und Unterhaltung von Anlagen, Wegen, Spaziergängen usw. in der Stadt und ihrer Umgebung zur Verschönerung derselben beizutragen." Es werden sogleich Pläne geschmiedet und umgesetzt: Zunächst richtet sich das Engagement auf das Einholen von Genehmigungen zur Aufstellung von Bänken am Rhein, im Walde und an der Zwingenberger Straße beim "wohllöblichen Stadtvorstande", dem großherzoglichen Kreisamt und dem großherzoglichen Wasserbauamt. Eine im Wald angelegte Schutzhütte heißt laut Beschluss von 1910 "Waldfrieden" - diese Bezeichnung bis heute erhalten. Der Bau einer Brücke über "die Winkelbach" gelingt 1914. Ein Jahr später zählt der Verein 84 Mitglieder.

Im Protokoll zur Gründungsversammlung des Verschönerungsvereines von 1905 ist von der Übernahme der Geldmittel des "gewesenen Verkehrsvereines" die Rede. Dagegen heißt es in einem Beitrag des Gernsheimer Anzeigenblattes vom 3. März 1951 über die "Wiederauffrischung des Verkehrsvereines", dass dieser am 11. Juni 1928 (neu)gegründet worden sei. Ein öffentlicher Rechenschaftsbericht im "Rheinischen Boten" vom 11. Mai 1929 stellte fest: "Nach dem Kriege, wo der Selbsterhaltungstrieb und der Materialismus in den Vordergrund traten, war den Tendenzen des Vereins auch nicht sehr förderlich, wie auch die Inflation." Das durch einen Privatmann sorgsam behütete Protokollbuch des Verschönerungsvereins weist schließlich aus, dass dieser sich am 10. April 1930 zwecks Fusion an den Verkehrsverein gewandt hat: "Eine Verschmelzung beider Vereine mit dem Namen 'Verkehrs- und Verschönerungsverein' wurde durch einstimmigen Beschluß vollzogen." Weitere Spuren schriftlicher Art über diesen neuen Verein gibt es kaum.

Erst 1951 erwacht nachweisbar neue Aktivität. "Gernsheim wünscht Fremdenverkehr" betitelt das "Darmstädter Echo" im Februar1951 seinen Beitrag über die Wiederbelebung des Vereins. "Es geht vor allem darum, die Interessen der Rheinmetropole zu fördern, den Fremdenverkehr zu heben und die Anregungen der Bürgerschaft auf Verschönerung Gernsheims zu berücksichtigen". In der Mitgliederversammlung am 11. April 1951 wird Fabrikant Martin Lockowitz zum Vorsitzenden gewählt, sein Stellvertreter wird Kaufmann Thyssen. Der war zu jener Zeit gleichzeitig Vorsitzender des Gewerbevereins. Dessen Geschichte ist heute kaum noch nachvollziehbar. Da aber die Interessen zumindest teilidentisch sind, können die beiden Vereine (der Verschönerungsverein war schon integriert) als Herzstück der WW betrachtet werden.

Ein wesentlicher Berührungspunkt zwischen Verkehr und Gewerbe fand sich im Kampf um den Autobahnanschluss der Rheinstadt. In ihrer Ausgabe vom 5. Juli 1951 berichtet die Heimatzeitung Groß-Gerau: "Die Stadt Gernsheim, der Ortsgewerbeverein und namhafte Gernsheimer Industriefirmen haben sich in letzter Zeit mit Nachdruck darum bemüht, diese Autobahnzufahrt fertigzustellen und dem Verkehr übergeben zu lassen.“ Es gelang.

Der Ortsgewerbeverein hatte 1951 rund 85 Mitglieder. In der Generalversammlung dieses Jahres wird angeregt, "insbesondere Verbindung mit allen Handwerkern in Gernsheim aufzunehmen, da der Ortsgewerbeverein das Ziel verfolgt, Handel und Handwerk gleichermaßen zu fördern und zu unterstützen". Dies ist ein weiterer Hinweis auf das Zusammenwirken aller Gewerbetreibenden in einem Verein, der WVV.

Dessen spätere Tradition der Weihnachtsverlosung hatte der Gewerbeverein bereits 1951 erweckt: Weihnachtslotterie nannte man das damals. Über die weitere Entwicklung von Verkehrsverein und Ortsgewerbeverein ist kaum etwas bekannt. Erst in den 1970er- Jahren nennen die Zeitungen die WVV beim Namen. Deren Vorsitzende: Adolf Pennrich, Dieter Luy, Kunibert Stelter, Jakob Schäfer, Frank Krämer, Heinz Beckmann, Andrea Emmerich, Karin Friedrich und seit 2016 Wolfgang Friese.

Heute will diese WW den Bürgern zeigen, dass es auch vor Ort einen leistungsfähigen Fachhandel gibt, dessen Schwerpunkt auf dem Service und der Kundenberatung liegt. Das bedeutet im Klartext: Man muss nicht in die Oberzentren der Umgebung fahren, sondern kann seine Konsumwünsche auch nach dem Motto "Wo ich lebe, kaufe ich ein" befriedigen. Gernsheim, nach dem Willen der WW „Einkaufsstadt im Ried", geht die Großstadt-Hektik ab, die Einkäufe zur stressfördernden Plage werden lassen kann. Hinzu kommt die ideale Parkplatzsituation: Wunscherfüllung in Kurzstreckendistanz. Das gilt auch für das Innenstadtfest.

In der WVV sind rund 120 der ansässigen Betriebe und Fachgeschäfte organisiert. Die Pflege des freundschaftlichen Verhältnisses der Mitglieder untereinander ist Vorsitzendem Frank Krämer wichtig. Mit den politischen Gremien der Stadt besteht ein breiter Konsens; die Stadt ist Mitglied der WVV. So versteht sich die WVV auch als Bindeglied zwischen Geschäftsleuten, Ämtern und sonstigen Dritten. Sie repräsentiert die Geschäftswelt und schafft dem Gewerbe Freiräume, in denen sich Initiativen entfalten können. Das Gewerbe engagiert sich auch, das Wort vom "Städtchen mit Herz" auszuprägen: Innenstadtfest, Weihnachtsmarkt, verkaufsoffene Sonntage. Durch die Verjüngung der Betriebe werden neue Ideen aufgegriffen und umgesetzt.

Zur Einweihung der neuen Innenstadt wurde damals in der Magdalenenstraße ein rechter Jahrmarkt in Szene gesetzt. "Trotz unterschiedlicher Auffassungen kann man sagen, dass es eine gute Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung war, die Innenstadt umzugestalten, die im Nachhinein von den Gewerbetreibenden getragen wird... Sie ist schöner geworden, als alle Pläne dies deutlich machen konnten", stellte Vorsitzender Jakob Schäfer damals fest.

Daneben lieferte die WW in der Entwicklung der Verschwisterung zwischen Gernsheim und Bar-sur-Aube immer wieder Beiträge zum besseren Kennenlernen zwischen Gernsemer Eile und Baralbins. Beim Weihnachtsmarkt 1985, der damals noch auf dem heutigen Georg-Schäfer-Platz zugange war, stellte die WW ihr von Graphiker Peter Franke geschaffenes Signet vor. Damit sind seitdem die Mitgliedsgeschäfte kenntlich gemacht. Das Emblem soll den Kunden sagen: "Komm nach Gernsheim an den Rhein und kauf beim Mitglied der WW gut ein!"

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